Zum Mantra „What ever it takes“ und dessen Bezug zur Endlichkeit

Bereits vor dem Ausspruch des EZB Verantwortlichen 2012, war es weit verbreitete Mentalität Ziele, und dabei keinesfalls nur unternehmerische, unter angekündigtem Einsatz aller zur Verfügung stehenden Mittel erreichen zu wollen. Und so wurde, um im Bild zu bleiben, der Euro zumindest bis heute gerettet. Dass das zwischenzeitlich geflügelte Wortkonstrukt und dessen implizite Botschaft, erhebliche Abgründe in sich trägt, scheint nicht zu stören bzw. wird gerne in Kauf genommen, wie anders ist dessen beständiger – in aller Regel schiefer – Gebrauch erklärbar. Dieser Umstand weist darauf hin, wie weit die Vorstellung akzeptiert ist bzw. es dem Zeitgeist entspricht, man brauche nur genügend Ressourcen – zumeist Kapital und Technik – einzusetzen und es ließen sich dann auch die Berge versetzen. Natürlich weiß jeder vernünftig denkende Mensch, dass alle Ressourcen begrenzt und endlich sind, gleichwohl suggeriert die Verwendung ein Momentum mentaler, technischer und/oder physischer Stärke, die eine hohe (Ver-) Führungskraft besitzt.

So kann es nicht wirklich überraschen, dass die Überwindung nicht nur der irdischen, sondern jedweder Endlichkeit, eines der ausgesprochenen Ziele nicht nur verschiedener Innovatoren aus dem Silicon-Valley ist. Man müsse nur genügend investieren.

Was bei marketinggetriebenen Wirtschaftsunternehmen im Kapitalismus nicht überraschen kann – man erinnere nur an zahlreiche Auftritte und Aussagen einiger der weltweit als Ikonen verehrten Chief Executive Officers der big five tec-Konzerne – stellt sich als mentale Verfassung für die politischen Gewährsträger unserer westlichen Demokratien ungleich problematischer da. Nicht nur weil solch ein Modell sich immer auch auf die individuell präferierten Lebensstile niederschlagen wird.

Die alltägliche Praxis des grenzenlosen Wachstums und der mit diesem einhergehenden Maßlosigkeit (etwa im Zweifel alle Staatskredite aufzukaufen), äußert bzw. rechtfertigt sich in einem geradezu hysterisch anmutenden Konsumismus (auch und gerade dann auch, wenn dieser sehr edel, smart und exklusiv daherkommt) und benötigt logischerweise nicht nur unendliche finanziellen Ressourcen sondern auch die gelungene Imagination individuellen – besser noch kollektiver – Unsterblichkeit.

Seit Monaten schon, werden die Bundesbürger/-innen nun – mehr oder weniger ausgeprägt – mit dem Tatbestand der Endlichkeit des menschlichen Lebens konfrontiert. Zumeist zwar nur durch (Bildschirm-) Bilder, nicht durch reale soziale Erfahrungen, doch sowohl die Corona-Pandemie als auch der russisch-ukrainischen Krieg könnten den Tagtraum imaginierter eigener Unsterblichkeit, weit stärker stören als dies die bisher allabendlichen (Bildschirm-) Krimitoten vermochten.