Karsten Weber, Prof. Dr.

Angewandte Ethik, Technikfolgenabschätzung

Aktuelle Arbeitsschwerpunkte: Angewandte Ethik, Technikfolgenabschätzung, ELSA-Begleitforschung

Verheiratet, keine Kinder, 54 Jahre, Bücherwurm, wohnt in Parsberg

Nach einem abgebrochenen Iinformatikstudium folgten eine Ausbildung zum EDV-Kaufmann IHK) und einige Jahre der Arbeit in der Privatwirtschaft. Studium der Philosophie, Informatik und Soziologie an der Universität Karlsruhe (TH) mit dem Abschluss eines Magister Artium und danach Promotion in Philosophie. Habilitation in Philosophie an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). Als weitere akademische Stationen folgten eine Professur an der Universität Opole/Polen sowie Vertretungsprofessuren an der TU Berlin und BTU Cottbus-Senftenberg. Seit 2013 Ko-Leiter des Instituts für Sozialforschung und Technikfolgenabschätzung der OTH Regensburg; außerdem Honorarprofessor für Kultur und Technik an der BTU Cottbus-Senftenberg.


Kapitel: „Das unheimliche Versprechen der Unendlichkeit im Transhumanismus und in der Enhancement-Debatte”


Man kann die technische Aufrüstung des eigenen Körpers zur Überwindung menschlicher Schwächen und Mängel – oft auch als Enhancement bezeichnet – enthusiastisch begrüßen, ironisch kommentieren oder vollständig ablehnen, doch irgendeine Haltung wird man ihr entgegenbringen müssen, denn wenn man den Proponenten wie den Opponenten einer solchen Aufrüstung Glauben schenken kann, ist diese kaum mehr aufzuhalten, obwohl manche Ideen, die im Zuge der Enhancement-Debatte geäußert werden, fast schon wie Science Fiction klingt. Das gilt gleichfalls für den sogenannten Transhumanismus, oft auch als Posthumanismus bezeichnet, also die Idee, dass Menschen sich mithilfe der Technik weiterentwickeln und so neue evolutionäre Schritte bewusst getan werden könnten – oder sogar müssten. Kevin Warwick, einer der bekanntesten Proponenten des Enhancement und des Transhumanismus, schrieb dazu vor einigen Jahren (meine Übersetzung):

„Da unsere Gehirne mit der Technologie verbunden sind, müssen wir keine Mathematik mehr lernen. Warum sollten wir auch, wenn die Computer die Aufgabe so viel besser erledigen können? Wir werden uns nichts mehr merken müssen, da Computer über viel bessere Speichermöglichkeiten verfügen. Wenn wir uns an etwas erinnern müssen, laden wir einfach die gewünschte Information herunter. [...] Auf diese Weise wird der Mensch in der Lage sein, sich weiterzuentwickeln, indem er sich die Superintelligenz und die zusätzlichen Fähigkeiten zunutze macht, die die Maschinen der Zukunft bieten werden, indem er sich mit ihnen verbindet.“

Dem Enhancement und Transhumanismus liegt die Idee zugrunde, das menschliche Fähigkeiten begrenzt sind, aber diese Grenzen überwunden werden können, in dem der Körper und auch der Geist mit Technik verschmolzen wird. Dies soll ermöglichen, den eigenen Körper räumlich (in dem man über das Internet weltweit präsent ist) und zeitlich (in dem man seinen Geist in einen Computer lädt) zu überwinden – das ist das Versprechen von Enhancement und Transhumanismus. Nur zu der Frage, welchen Sinn Entgrenzung und Unendlichkeit haben könnten, bleiben die Proponenten von Enhancement und Transhumanismus stumm.