Felix Ekardt, Prof. Dr. Dr.

Jurist, Philosoph, Soziologe

Aktuelle Arbeistsschwerpunkte: Fragen der humanwissenschaftlichen Nachhaltigkeitsforschung, konkret Fragen von Transformation und sozialen Lernprozessen, Gerechtigkeit (insbesondere Menschenrechte), Governance und Recht, also Nachhaltigkeitsrecht/ Umweltrecht und Nachhaltigkeitspolitik/ Umweltpolitik im Sinne einer Entwicklung von Politikinstrumenten auf internationaler, europäischer, nationaler und kommunaler Ebene.

Jurist, Philosoph und Soziologe – ist nach sechs Jahren als Professor an der Uni Bremen seit Anfang 2009 Gründer und Leiter der Forschungsstelle Nachhaltigkeit und Klimapolitik in Leipzig und Berlin.

Ferner ist er seit Anfang 2009 an der Universität Rostock (Juristische und Interdisziplinäre Fakultät) Professor für Öffentliches Recht und Rechtsphilosophie und Mitglied des Leibniz-Wissenschaftscampus Phosphorforschung Rostock.

Von Oktober 2012 bis Oktober 2015 war er zugleich Long-term Fellow am Forschungsinstitut für Philosophie Hannover (FIPH).

Er initiierte die erfolgreiche Klimaklage vor dem BVerfG und bereitete diese seit 2000 wissenschaftlich vor.

Prof. Dr. Dr. Felix Ekardt, LL.M., M.A., Leiter der Forschungsstelle (felix-ekardt.eu)


Kapitel: “Nachhaltigkeit und eigene Endlichkeit”


Um Nachhaltigkeit im Sinne dauerhaft und global durchhaltbarer Lebens- und Wirtschaftsweisen zu erreichen, müsste vielleicht auch ein Missverständnis beseitigt werden, welches am Beginn des finalistischen Denkens steht. Die Auferstehungsgeschichte der Evangelien wird meist als Verheißung eines ewigen Lebens in einem Endzeitparadies, dem es entgegenzustreben gilt, gelesen; und hieraus ist die verheerende ökonomisch-technische Vision ewigen Wachstums und Fortschritts geworden, die zu materiell paradiesischen Zuständen führen soll.

Aber ist das „Besiegen des Todes“ in den Evangelien vielleicht eher auf einen inneren Sachverhalt gemünzt?

Vielleicht lautet die zentrale Botschaft des Neuen Testaments eher: Aus dem Tod entsteht neues Leben. Nicht im Sinne eines physischen individuellen Weiterlebens in alle Ewigkeit – sondern als Erinnerung daran, dass Leben und Tod sich unauflöslich bedingen und die psychisch schwierigste Aufgabe des Menschen darin besteht, nicht vor der definitiven Endlichkeit seines Daseins davonzulaufen.

Mose betet nach der religiösen Überlieferung (Psalm 90, 12), deren abtrünniges Kind der Liberalismus ist: Herr, lehre mich, dass ich sterben muss, auf dass ich klug werde. Überhaupt war jene jüdische Überlieferung noch weitgehend frei von der leicht egozentrischen Vorstellung, dem Einzelnen sei verheißen, als Individuum gewissermaßen Unsterblichkeit zu genießen und in ein „Paradies“ einzuziehen.

An die Stelle der Einsicht in die eigene Vergänglichkeit, die ein antifinalistisches, zyklisches Element enthält und darum zu einem maßvollen und bescheideneren Umgang mit sich und anderen anleiten könnte, trat in der okzidentalen Kulturgeschichte die Hoffnung des ökonomisch-technischen Paradieses auf Erden – in Ausblendung der wohl unausweichlichen Endlichkeit unserer eigenen Existenz. Eine Praxis liberaler Nachhaltigkeit muss diesen eindimensionalen Weg ins Unendliche, der früher oder später ein drastisches Ende finden könnte, wohl verlassen und stärker in Kreisläufen denken.