Thomas Sitte, Dr.

Palliativmediziner, Stiftungsverantwortlicher

Aktuelle Arbeistsschwerpunkte: Praxis, Theorie und Lobbying der Sterbebegleitung in jedweder Form.

Jahrgang ´58 und noch recht sportlich. Lang verheiratet, 3 Kinder, 3 Kindeskinder, lebt seit langem am Rande Fuldas

Mit dem Herausgeber Zivildienstleistender auf einer high-tech-Intensivstation, Krankenpflegehelfer, Medizinstudium, Anästhesie und vieles mehr. Stets auch palliativ begleitend seit den 70ern. Beratung im Gesundheitswesen für angemessene Sterbebegleitung. Promotion 2016 über (beabsichtigte) Lebensverkürzung in der Palliativversorgung. Gründer und (noch) Motor der Deutschen PalliativStiftung


Kapitel: “Möglichkeiten der Sterbebegleitung und Thanatogogik. Prallen Wirklichkeit und Theorie aufeinander?”


Geht es um die menschliche Existenz –schlicht gesagt, um das nackte Leben – dann braucht auch der Helfer Hilfe und der Lehrende wird zum Lernenden. Für Außenstehende ist dies auf den zweiten Blick leicht nachvollziehbar.

Das macht das Arbeitsfeld in dem ich mich bewege so unglaublich spannend.

Es ist ein wenig wie Variantenfahren beim Ski, Hochgebirge ist stets lebensfeindlich. Das Gelände oft unbekannt. Da braucht es einen verlässlichen Skiführer. Der Schnee ist nur teils berechenbar. Wissen, stetes Training, viel Erfahrung, eine harmonische Gruppe sind zwar keine Garantie, doch beste Voraussetzung um Heil an Ziel zu kommen und teils wie im Rausch die Schwünge im unberührten weiß genießen zu können. Wer es erlebt hat, weiß wovon ich rede. Wer es noch nicht gewagt hat, mag es sich wohl vorstellen.

Seit 1977 bin ich beruflich und viel auch ehrenamtlich mit Schwerstkranken und Sterbenden befasst. Vieles, das auch ich mir in dieser Zeit an Wissen und Erfahrung aneignen durfte, kann auch theoretisch weitergegeben werden.

Der Religionspädagoge Prof. Dieter Wagner plante eine umfängliche Eschatologie des Todes. Dann traf er selber den Tod. Ich durfte ihn auf seinem Sterbebett mit der Kamera interviewen. Im Video “Über die Bedeutung der Endlichkeit. Interview mit Prof. Dieter Wagner” erklärte er mir in wenigen klaren Worten, wie persönlich wichtig der Begriff der Endlichkeit im eigene Sterben wird.

So gibt es viele Dinge, die über Lebensende, Sterben, Tod auch weiterhin Volkswissen sein sollten. Und es gibt viele Dinge, die Menschen wissen sollten, die geschäftsmäßig mit diesen Fragen befasst sind:

  • Was ist relevant?
  • Was wo fehlt es?
  • Was kann man tun, um die Fragen rund ums Lebensende hin zu einem angemesseneren Umgang zu wenden?
  • Und können wir den Umgang mit fremdem und eigenen Leid vermitteln?

Mit meinem Artikel möchte ich dazu beitragen, „den zweiten Blick“ zu schärfen.