Übersterblichkeit zum Vierten

Wer weiß, wie viele Menschen allein in den Sommermonaten Juli und August dieses Jahres an Covid-19 in Deutschland verstorben sind? Es sind 5.941. Eine unfassbar große Zahl, die (erneut) weitgehend nicht zum Thema jeglicher Debatte in Gesellschaft, Politik oder Wissenschaft gemacht wurde. Und es lohnt sich, an die Schlagzeilen, Berichterstattungen und vermeintlichen Sorgen dieser Sommermonate zu erinnern, die anstatt dessen Gegenstand öffentlicher und medialer Aufmerksamkeit waren. Fast konnte man sich über die Dürre als Transmissionsriemen gebotener Ernsthaftigkeit erfreuen. Passend dazu, der nur wenige Wochen später völlig unangemessene öffentliche und Medienhype, um den Tod und die Beerdigung einer hochaltrigen Frau in England. Sich geradezu überschlagende, „emotionalisierte Schnappatmung“ mit unglaublichen Sätzen und Kontextuierungen rund um das Leben, das Sterben und die Beerdigung erwähnter Frau. Während in Deutschland zwischenzeitlich in jedem der 294 Landkreis ca. 500 an Covid-19 Verstorbene – in der Öffentlichkeit weitgehend Unbeklagte – zu verzeichnen sind. Insgesamt bereits fast 150.000. Der Verfasser ist sich sicher, dass in diesen Dysbalancen und diesem „Nicht-wahrhaben-Wollen“ ein wirkliches Problem, nicht nur für die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten, sondern für die Ethik und Werte unserer Gesellschaft insgesamt liegt.