Wir liegen unter dem Fuße des Todes

von Wolfgang Beutin

In früheren Jahrhunderten ängstigtete oft große Todesfurcht die Gemüter, weil die Menschen mit dem Tode das Gericht bevorstehend glaubten, welches die Seelen der Verstorbenen, falls sie nicht der himmlischen Sphäre zugeteilt wurden, in die Hölle versenkte. Mit dem Schwinden der Vorstellung von den zwei Sphären („Jenseitsregionen“) während der Neuzeit, wonach die Annahme dominierte, daß den Individuen nur noch ein Leben in der irdischen Dimension zustand, hörte der Dualismus von diesseitigem Dasein als „Prüfstand“ und dem jenseitigen, nimmermehr endenden auf und ein Hauptmotiv der Todesfurcht entfiel. Offen lag vor den Menschen der Weg, den mutig-realistischen Blick auf das Lebensende zu wagen. Auch war ihnen gegeben, im Diesseits eine Existenz zu führen, die unter günstigen Umständen im Zeichen der „Freude“ (Epikur, Schiller) ausgelebt werden durfte. Von der Freude im Diesseits stürzten Viele in ein Vegetieren in Flachheit und Ödnis (die Vita als „fun park“), und verdrängt wurde der Gedanke „media in morte sumus“, die Endlichkeit.

Doch erhielt er sich in Beispielen ernster Dichtung, so etwa noch im 19. Jahrhundert. Das läßt sich an Schriften des poetischen Realismus aufzeigen.