Trauer – Trauerbewältigung

Was Sie über Trauer wissen sollten

Trauer ist ein natürlicher Anpassungsprozess, keine Krankheit und kein Zustand. WIr versuchen dabei mit dem Verlust umzugehen, um uns anschließend in und uns in einer neuen Welt zurechtzufinden. Die bei einem Verlust auftretende normale Trauer wird als “nicht komplizierte Trauer” bezeichnet. Für Trauer ist in unserer Gesellschaft oft kein Platz. Meistens wird sie verschwiegen oder vernachlässigt, damit wir weiter “funktionieren” können. Daher ist es nicht verwunderlich, das vielen Menschen der Umgang mit Trauer nur wenig bekannt ist. Hier sind hilfreiche Informationen:

  • Die ersten Wochen der Trauer sind nicht immer die schlimmsten. Trauern gleicht einer Berg- und Talfahrt. Manchmabrwucht es Zeit zu realisieren, dass eine geliebte Person nicht mehr da ist.
  • Jeder reagiert unterschiedlich auf einem Todesfall. Wenn jemand nicht weint, heißt das nicht, dass er nicht auch trauert.
  • Trauerendet nicht nach einem bestimmten Zeitraum. Sie müssen lernen, die Trauer zu verarbeiten und damit zu leben. Die Trauer kann auch Jahre danach durch bestimmte Ereignisse wieder hervorgerufen werden.

Wie kann ich die Trauer bewältigen?

Um die Trauer bewältigen zu können, ist es zu Beginn wichtig Abschied zu nehmen. Das kann bereits an dem Totenbett stattfinden oder auch beim Besuch der Beerdigung des Verstorbenen. Auch ein Besuch am Grab kann helfen.

Lassen, Sie sowohl positive als auch negative Gefühle zu. Vielleicht haben Sie das Bedürfnis, eine Art Tagebuch zu führen, in dem Sie alle Erlebnisse mit dem Verstorbenen schriftlich und durch Fotos festhalten. Vielleicht haben Sie auch das Bedürfnis mit anderen Familienangehörigen oder Freunden über den Verstorbenen zu reden.

Wichtig ist in dieser Zeit auch, dass sie sich ausreichen um sich selbst kümmern und sich was gutes tun. Nachdem Sie sehr lange für Ihren kranken Angehörigen gesorgt haben, haben Sie Selbstfürsorge verdient.

In manchen Situationen kann Ablenkung auch helfen. Versuchen sie beispielsweise mit Freunden etwas zu unternehmen, anstatt den ganzen Tag zu Hause zu sitzen und zu trauern. Auch das haben Sie verdient.

Was für Auswirkungen hat die Trauer

Trauer kann die vielfältigsten Auswirkungen auf den Menschen haben. Es existiert nicht die “richtig Trauerreaktion”. Jeder kann verschieden trauern. Trauer muss nicht durch Tränen gezeigt werden.

Im folgenden sind die häufigsten Trauerreaktionen der “nicht-komplizierten Trauer”, festgestellt durch eine Befragung, aufgeführt (Quelle: Repetitorium Palliativmedizin). Diese Trauer ist häufig ein Zusammenspiel von verschiedenen emotionalen und körperlichen Faktoren:

  • Innere Unruhe (100%)
  • Depressive Verstimmung (95%)
  • Schlafstörungen (95%)
  • Kopfschmerzen (80%)
  • Schuldgefühle (80%)
  • Gefühl der Hilflosigkeit (70%)
  • Herz-Kreislauf-Störungen (50%)
  • Magen-Darm-Störungen (35%)
  • Sinnestäuschungen (25%)
  • Infektanfälligkeit (25%)
  • Atembeschwerden (15%)

Wann sollte ich mir bei meiner Trauer Hilfe suchen?

Neben der normalen Trauer existiert auch die komplizierte oder pathologische Trauer. Dies ist eine Trauer die überdurchschnittlich lange andauert (länger als 6 Monate) und durch eine hohe Intensität gekennzeichnet ist. Typische Eigenschaften dieser Trauer sind, dass man sich auch nach 6 Monaten immer noch sehr nach dem Verstorbenen sehnt und sehr stark in dem Trauerprozess gefangen ist. Weitere Symptome die auf eine komplizierte Trauer hinweisen sind:

  • Schwierigkeiten den Verlust zu akzeptieren
  • Unsicherheit bezüglich der eigenen Rolle im Leben
  • Schwierigkeiten mit dem Leben voranzukommen
  • Emotionale Taubheit
  • Einsamkeitsgefühle
  • Verbitterung und Wut in Zusammenhang mit dem Verlust
  • Unfähigkeit seit dem Verlust anderen Menschen zu vertrauen

Wenn die Trauer Sie zudem in ihrem alltäglichen Leben behindert, ist es ratsam sich Hilfe zu suchen.

Wo gibt es Hilfe zur Trauerbewältigung

Es gibt einige Angebote zur Hilfe bei Trauer durch Verluste. Eine Möglichkeit sind Selbsthilfegruppen, in denen Betroffene sich austauschen können und Verständnis finden (Informationen dazu finden Sie in dem Artikel Pflegende Angehörige III: Selbsthilfegruppen).

Hilfe bietet auch das Trauertelefon der Kontaktstelle Trauerbegleitung der Diözese Augsburg. Die Mitarbeiter sind täglich von 8-13Uhr erreichbar. In dringenden Fällen können Sie auch Kontakt über SMS oder Messengerdienste aufnehmen.

Sollten Sie an einer komplizierten Trauer leiden, ist es sinnvoll, sich einen Therapeuten zu suchen. Therapeuten können ebenfalls auf Trauer und Todesfälle spezialisiert sein und Ihnen helfen, den Verlust zu verarbeiten.

Bei akuten Notfällen können Sie sich jederzeit an die Telefonseelsorge unter der bundesweiten Nummer 0800/11 10 111 oder 0800/11 10 222.

Literatur

  1. Heinz Böker. Trauer, komplizierte Trauer und Depression im psychotherapeutischen Prozess. Psychiatrisches Kolloquium, FS 2017. Psychiatrische Universitätsklinik Zürich, 19.05.2017. https://www.pukzh.ch/default/assets/File/Komplizierte_Trauer_Psych Kolloq 19 05 2017.pdf
  2. betanet.de. Trauer. Letzte Bearbeitung: 15.08.2019. https://www.betanet.de/trauer.html
  3. Thöns, Matthias; Sitte, Thomas. Repetitorium Palliativmedizin. Springer Medizin. 2013.
  4. Homepage Kontaktstelle Trauerbegleitung der Diözese Augsburghttps://kontaktstelle-trauerbegleitung.de/
  5. Homepage Trauertelefon. https://trauertelefon.de/