Pflegende Angehörige I: Basiswissen

Wer ist pflegender Angehöriger?

Pflegende Angehörige sind nicht nur Verwandte sondern können auch Nachbarn und Freunde sein. In Deutschland kümmern sich 4,7 Millionen Menschen häuslich um 2,9 Millionen Pflegebedürftige. [1|

Welche Aufgaben hat ein pflegender Angehöriger?

Je nach Pflegegrad des Bedürftigen sind die Aufgaben sehr weitreichend. Bei niedrigen Pflegegraden können kurzzeitige Kontrollbesuche und Haushaltshilfen ausreichen. Mit der Höhe des Pflegegrades steigt jedoch der Zeitaufwand. Bei hohen Pflegegraden ist meistens eine Pflege ohne Unterbrechung notwendig. Angehörige sind gezwungen, ihre eigenen Interessen aufzugeben und sich völlig der Pflege zu verschreiben. Wer sich keine zusätzliche Pflegekraft leisten kann, ist zur Aufgabe des eigenen Jobs gezwungen. Neben der Betreuung des Bedürftigen, darf auch der Aufwand um den “Papierkram” – diverse Anträge, Rezepte und Überweisungen – keinesfalls unterschätzt werden. Die Bürokratie wird von einigen Betroffenen getrost als “das Schlimmste an der Pflege” bezeichnet. [4]

Wann erhalte ich als pflegender Angehöriger Leistungen von der Pflegekasse?

Um Leistungen zu erhalten, müssen einige Vorraussetzungen erfüllt sein:

  • Die Pflege muss ohne Bezahlung erfolgen. Ausnahme ist das Pflegegeld, das der Pflegebedürftige als Bezahlung an die Pflegeperson weitergeben kann.
  • Der Pflegebedürftige hat mindestens einen Pflegegrad der Stufe 2.
  • Die Pflege muss häuslich erfolgen. Das heißt, die Pflege kann in der Wohnung der Pflegeperson oder beim Pflegebedürftigen stattfinden.
  • Es muss mindestens 10 h in der Woche gepflegt werden. Wenn Sie mehrere Personen pflegen, kann die Zeit addiert werden. Man spricht von der Additionspflege.

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Welche Leistungen kann ich als pflegender Angehöriger erhalten?

Der Pflegebedürftige kann das Pflegegeld an Sie weiterreichen. Zudem übernimmt die Pflegekasse Ihre Rentenbeiträge, solange Sie nicht mehr als 30 h in der Woche arbeiten. Außerdem gibt es finanzielle Hilfen für pflegende Angehörige, die ihren Job durch die Betreuung nicht ausüben können. Umfang und Art der zinslosen Darlehen ist von der Dauer der Arbeitsverhinderung abhängig:

Pflegeunterstützungsgeldbis 10 TageFür akute Pflegenotsituationen.
Pflegezeitbis zu 6 MonateSicherung des Lebensunterhaltes.
Familienpflegezeitbis zu 24 MonateSicherung des Lebensunterhaltes.

Genauere Informationen finden Sie unter: https://www.wege-zur-pflege.de/familienpflegezeit

Welche Vorraussetzungen sollten vorhanden sein, wenn ich die Pflege übernehme?

Durch die Pflege entsteht eine deutliche Mehrbelastung. Diese kann die eigenen Finanzen und Zeit, aber auch Körper und Geist betreffen. Deswegen sollten Sie mit dieser Belastung umgehen und Stabilität in diesen Bereichen aufweisen können. Wer sich nicht zur Pflege berufen fühlt, sollte diese zum Wohle des Pflegebedürftigen auch nicht übernehmen. Man kann die eigene Widerstandsfähigkeit stärken – mehr dazu im Artikel Pflegende Angehörige II: Umgang mit einer schwierigen Situation [3]

Welche Anlaufstellen habe ich, wenn ich plötzlich mit einer Pflegesituation zurechtkommen muss?

Viele Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Kommunen, gemeinnützige Vereine, Selbsthilfegruppen aber auch die Krankenkassen bieten Beratungen an. Mehr Informationen dazu finden Sie in dem Artikel Pflegeberatung II: Beratungsstellen.

Literatur

  1. Pflegende Angehörige: Diese Hilfen + Entlastungen erhalten Sie (pflege-durch-angehoerige.de)
  1. Rente für die Pflege von Angehörigen (pflege-durch-angehoerige.de)
  1. Pflege zu Hause. Checkliste – So sind Sie gut vorbereitet! (pflege-durch-angehoerige.de)
  1. Pflegeauszeit: “Meine Mutter in ein Heim zu geben, war keine Option” | ZEIT Arbeit